Geschichte
Die Geschichte der Schülerlotsen reicht weit zurück, bis ins Chicago der 1920er Jahre…
Hier gab es nicht nur dunkle Hinterzimmer voll Zigarrenqualm, mit zwielichtigen Gestalten im Nadelstreifenanzug und geladenem Revolver beim Pokerspiel, sondern auch den ersten Verkehrshilfsdienst Jugendlicher zum Schutz des Schulwegs, den sogenannten „School Safety Patrol Service“.
Im Jahr 1920 wurden in Chicago mehrere Schüler beim Überqueren der Straße von einem Raser tödlich verletzt. Entsetzt über das Ausmaß der Tragödie gründete der Präsident des Chicago Motor Club, Charles M. Hayes, den School Safety Patrol Service um zukünftig Unfälle dieser Art zu verhindern. Gemeinsam mit der Chicagoer Polizei wurden 24 Jungen ausgebildet und unter der Leitung von Mr. Hayes nahmen diese ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Verkehrshelfer auf.
Was 1920 vom Chicago Motor Club gegründet wurde, setzte sich als breite Bewegung zunächst in den USA und später auch in Europa durch. Im April 2015 feiert der School Safety Patrol Service der American Automobile Association sein 95jähriges Bestehen.
In den USA sind mittlerweile 562.000 Verkehrshelfer an über 30.000 Schulen im Einsatz.
Bereits 1940 wurde der Schülerlotsendienst im Jahrbuch der „American Association of School Administrators“ so beschrieben:
„Diejenigen, die sich am Lotsendienst beteiligen, erweisen den Gemeinden einen Dienst höchsten Grades und entwickeln sich selbst zu größter bürgerlicher Verantwortung und tatkräftiger Teilnahme am Wohlergehen anderer“.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Verkehrshilfsdienst zunächst in den amerikanischen Besatzungszone heimisch. Angefangen 1946 mit einem Schülerverkehrsdienst in Kornwestheim bei Stuttgart und in Karlsruhe wurde daraus in der Folgezeit der Schülerlotsendienst. Belegt sind Köln im November 1951 und Düsseldorf im April 1952, wo gleich an 96 Einsatzstellen mit 307 Schülerlotsen begonnen wurde.
Am 14.Januar 1953 erläutere der damalige Bundesverkehrsminister Dr. Ing. Hans-Christoph Seebohm auf einer Pressekonferenz in Bonn als damals neue Gesetz zur Sicherung des Straßenverkehrs und verkündet gleichzeitig die Einführung des Schülerlotsendienstes „auch in Westdeutschland nebst Westberlin“.
Ermöglicht hatte diesen bundesweiten Start einer Einrichtung, von der in der Folgezeit Millionen von Kindern und Jugendlichen profitieren sollen, die Ford-Werke AG in Köln, deren damaliger Generaldirektor, Konsul Erhard Vietger, 300.000 DM zur Verfügung gestellt hatte – ein Wert, der nach heutigem Geld ein Mehrfaches ausmachen würde.
Die Bundesverkehrswacht, wie der Dachverband der Verkehrswachten damals hieß, präzisierte zeitgleich, dass zur Ausrüstung der Schülerlotsen „ein weißer Leibriemen mit Koppelschloss und Schuler-Bandoliere, ein Winkerstab (rot-weiße Kelle) und ein Patrouillenbuch“ gehören,
In dieser Form hat der Schülerlotse Eingang in das Verkehrszeichen 356 der Straßenverkehrsordnung gefunden, bis er dort 1992 durch den allgemeineren Begriff des „Verkehrshelfers“ ersetzt wurde.
Seit mehr als 20 Jahren unterstützt der Verband der Automobilindustrie (VDA) die Deutsche Verkehrswacht und ermöglicht so die Fortführung dieser Erfolgsgeschichte.